1916
Es waren keine einfach Zeiten 1916, als am 15. März 18 junge Männer in Groß-Gerau auf die Idee kamen einen Fußballverein zu gründen. Obwohl der Fußball in diesen Jahren noch einen schweren Stand hatte, wuchs die Begeisterung für die Sportart Fußball immer stärker, was vor allem in den Turnvereinen für Ärger sorgte. Als erster Verein im Kreis Groß-Gerau wurde 1905 der F.C. 05 Germania Gustavsburg gegründet. Die Gründer des heutigen VfR Groß-Gerau waren meist aus den Jahrgängen 1899 und 1900 und noch zu jung, um in die Krieg eingezogen zu werden. So kam es, dass in der Gastwirtschaft SENSFELDER in der Rheinstraße der SPORTCLUB HASSIA Groß-Gerau gegründet wurde.
Gründungsmitglieder waren Philipp Hauf, Fritz Luley, Willi Rosenthal, Ludwig Herdt, Georg Luley, Jakob Schaffner, Konrad Heyn, Georg Raiß, Adam Schmidt, Georg Klinger, Joh. Schadt, Wilhelm Voigt, Philipp Klinger, Peter Schadt, Ludwig Wilhelm, Heinrich Lochmann, Georg Rosenthal und Anton Meyer. Zum 1. Vorsitzenden wurde Philipp Hauf gewählt.
1917
Als erster Sportplatz wurde von jungen Groß-Gerauern der sogenannte TURNACKER an der Darmstädter Straße gegenüber dem Felsenkeller hergerichtet. Der Felsenkeller war urprünglich das Depots einer Brauerei im privaten Besitz und dient noch im letzten Krieg als Luftschutzkeller. Groß war aber die Freude als im ersten Spiel gegen den SC Borussia Dornheim ein 3:1-Sieg gelang, Die Partie wurde damals in einem sogenannten Sechster-Wettspiel ausgetragen.
Die Tore für das Training oder die Spiele mussten vom Vereinslokal in der Rheinstraße 10 von der Gaststätte Sensfelder auf den Sportplatz getragen werden und dort eingegraben werden. Nach dem Training oder den Spielen mussten die Tore wieder ausgegraben werden und zurück in das Vereinsheim getragen werden.
In der Generalversammlung wurde Georg Rosenthal zum Vorsitzenden gewählt, Schriftführer blieb Heinrich Lochmann, der 1916 auch die Gründung des Clubs wesentlich inspiriert hatte. Auf Beschluß dieser Versammlung richtete der junge Verein mit Datum vom 29. Juli 1977 ein Schreiben an die Großherzogliche Bürgermeisterei Groß-Gerau, mit dem man die Eintragung in das Städtische Vereinsregister beantragte.
Am 23. September veranstaltet man Olympische Spiele mit Sechserkämpfen. Auf dem Sportplatz an der Darmstädter Straße gegenüber dem Felsenkeller wurden verschiedene Sportarten angeboten. So wurden Läufe über 100-, 200-, 500- und 1000m Meter abgehalten. Nach der Mittagspause fand ein Pokalspiel statt, ehe die Olympischen Sechskämpfe zur Durchführung kamen.
1918
Aufgrund der vermehrten Einberufungen zum Kriegsdienst führt es dazu, dass der aktive Spielbetrieb zu Beginn des Jahres 1918 komplett eingestellt werden musste.
1919
Direkt nach dem Krieg fanden sich im März wieder 20 Mitglieder zusammen, um den Verein neu zu beleben. Die Versammlung wählte Jakob Freidel zum ersten und Philipp Klingler zum zweiten Vorsitzenden. Ein Gesuch bei der Stadtverwaltung für die Zuweisung eines neuen Sportplatzes blieb ohne Erfolg, dass man weiterhin auf dem Turnacker (heutige Kreissporthalle) spielen musste.
Zudem kam es zu administrative Neuerungen: Die Mitglieder wurden nach aktiven und inaktiven (fördernden) Mitgliedern klassifiziert. Ende des Jahres waren 191 aktive und inaktive Mitglieder regisitriert. Dadurch entschied der Vorstand, dass der Mitgliedsausweis eingeführt wurde. als Monatspreis wurde festgelegt: 1 Mark für Mitglieder über 17 Jahren 50 Pfennig für Mitglieder unter 17 Jahren. Die Aktiven wurden in vier Mannschaften eingeteilt, denen jeweils ein Spielart vorstand. Als Spieltage wurden jeweils Mittwoch und Donnerstag festgesetzt.
1920
Am 19. April trat der Verein dem süddeutschen Fußballbund bei und beteiligte sich an den Meisterschaftsspielen in der C-Klasse. Dieser forderte einen Nachweis eines ordnungsgemäßen Spielfeldes. Die Gespräche mit den Stadtverantwortlichen gestalteten sich weiterhin nicht einfach. Zunächst wurde die "Sandkaute" als neues Spielfeld angeboten. Dies war aber nicht erfolgreich, da das Gelände an Privatpersonen vermietet war und das dort wachsende Gras als Viehfutter genutzt wurde. Zudem stand das Gelände oft unter Wasser.
Im Januar fand erstmals ein Vereinsball statt, der in den kommenden Jahren zur Tradition wurde. Das umfangreiche Programm wurde mit einer Theateraufführung eingeleitet, wo sich Vereinsmitglieder als versierte Laienschauspieler präsentierten. Ein bunten Unterhaltungsprogramm, eine reichhaltige Tombolaverlosung und ein Tanzvergnügen mit großer Polonaise halten die Gesellschaft bis morgens 4 Uhr zusammen.
1922
Die erste Alte-Herren-Mannschaft wird gegründet. Der SV Hassia 1916 Groß-Gerau erreichte in der C-Klasse Gau Westrhein, Bezirk 1 den Aufstieg in die B-Klasse.
1923
Im Oktober wurde der Pachtvertrag für das Gelände neben dem Forsthaus am Woogsdamm unterschrieben, was die neue sportliche Heimat ab 2024 sein sollte. Das Gelände wurde mit Stangenholz umzäunt. Zudem wurde eine Schwimmabteilung gegründet und die Leichtathletik wurde weiterhin unterstützt.
1924
Auf Initiative von Philipp Hauf wurde eine Gesangsabteilung gegründet. Am 23. Februar wurde erstmals ein vereinseigener Maskenball organisiert. Die Musik dazu wurde vom populären Musikus Astheimers Jean mit seinen Mannen beigetragen. Diese beliebte Veranstaltung wurde volkstümlich als "Fußballermaskenball" genannt und fand noch viele Jahre Jahre statt, ehe das Interesse dazu nicht mehr vorhanden war. Am Fastnachtsdienstag fand auch regelmäßig ein Lumpenball statt. Beide Veranstaltungen waren beliebt und fanden im "Adler" statt. Durch einen 5:2-Erfolg in der Endrunde gegen den FV 1920 Eppertshausen gelang der Aufstieg in die A-Klasse Odenwald. Der Vorstand entschied, dass regelmäßig Monatsversammlungen stattfinden sollen, die mit einer Pflichtspielersitzung gekoppelt wurden. Dazu wurde ein erstes Vereinsabzeichen erstellt.
1925
Im Januar wird Verein von Sportclub Hassia in Sportverein Groß-Gerau unbenannt. Nach dem Ende des 1.Weltkrieges 1918 hatte sich die französische Besatzungmacht nie mit dem Vereinsnamen Hassia anfreunden können. Die Franzosen empfanden den Namen Hassia offenbar als nationallistisch provokativ. Dies wurde dem Vorstand auch mehrfach deutlich gemacht, so dass man sich 1925 entschlossen den Vereinsnamen zu verändern
1926
Höhepunkt des Jahres das zehnjährige Stiftungsfest, das am 31. Juli und 1. August unter Führung des ersten Vorsitzenden Dr. Theis stattfand. Zunächst war eine Veranstaltung im engsten Rahmen des Vereins vorgesehen. Die Teilnahme vieler Ortsvereine sorgte jedoch dafür, dass die Veranstaltung zu einem Volksfest wurde. Höhepunkt war das Spiel der ersten Mannschaft gegen Fußball-Sportverein Frankfurt, dass mit 1:5 verloren wurde. Zum Begrüßungsabend am Samstag war der Adlersaal überfüllt. Neben den Vertretern der Behörden und öffentlichen Institutionen hatte der Gauvorstand des Süddeutscgen Fußballverbandes sein Mitglied Dr. Mehner gesendet.
Zahlreiche heimische Vereine wirkten im Programm mit und brachten vom Kraftsportverein bis zum Mandolinen-Club einen interessanten Querschnitt durch die damalige kulturelle und sportliche Struktur der Groß-Gerauer Vereine. Der Sonntagnachmittag war geprägt von einem Festzug, der vom Marktplatz zum Sportplatz am Woogsdamm führte. Die französische Besatzungsmacht hatte genaue Vorstellung gehabt, wie der Umzug stattfinden sollte. So war einheitliche Kleidung ebenso verboten wie die Einteilung des Festzuges in einheitliche Unterabteilungen. Abschluss war an Abend im Hotel "Adler" ein festlicher Ball.
Bis zum Jahresende waren 94 Spiele ausgetragen worden.